Vinzenz Wohlwend, neuer Abt der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau in Bregenz meldet sich mit klaren Worten zur aktuellen Debatte rund um Missbrauch in der Wiener Zeitung: Die Kirche dürfe sich nicht mehr sträuben, Fragen zu stellen, die an oberster Stelle nicht gerne gehört werden. Nach den Jahrhunderten einer privilegierten Situation der Kirche sehe sie sich jetzt in einem riesigen gesellschaftlichen Umbruch.
Zur aktuellen Debatte äußerte sich in diesen Tage auch der neue Abt von Mehrerau Vinzenz Wohlwend, der Mitglied der Bischofskonferenz ist und dort auch Mitglied der Gemischten Kommission von Bischöfen und OrdensvertreterInnen.
Kirche im Umbruch
Heute müsse sich die Kirche wieder fragen, was ihr Auftrag ist. Nach den Jahrhunderten einer privilegierten Situation der Kirche sehe sie sich jetzt in einem riesigen gesellschaftlichen Umbruch, wo die Autonomie des eigenständigen Denkens Gott sei Dank allgemein geworden sei. Da müsse sich die katholische Kirche fragen: “Was ist unsere Botschaft und wie bringen wir sie heute in einem christlichen Europa postchristlicher Zeit wieder zu Gehör? Und wer sind meine Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und in welchem Lebensentwurf stehen die?”
Beendigung Debatte Frauenpriestertum
Man werde hier nicht gleich eine Lösung finden. Aber die Kirche dürfe sich nicht mehr sträuben, Fragen zu stellen, die an oberster Stelle nicht gerne gehört werden.
Als Beispiel sieht Abt Vinzenz etwa auf die Beendigung der Debatte zum Frauenpriestertum durch Papst Johannes Paul II.
“Fragen zu den Themen Zölibat und Frauenpriestertum müssen heute wieder neu gestellt werden.”
Viele der Glaubensbotschafter der Kirche seien heute Frauen – nicht nur Ordensfrauen oder Pastoralassistentinnen, sondern auch aktive Frauen in den Kirchen und Schulen. Und die Kirche müsse sich – schon angesichts des Priestermangels – fragen, wie sie die Eucharistie wieder zu den Menschen bringen könne.
“Ich sage nicht, dass das Frauenpriestertum die Lösung ist, den Priestermangel zu beheben, aber damit könnte das Problem entschärft werden. Die katholische Kirche wird über kurz oder lang ohne Frauen keine Antworten finden.”