domenica, Dicembre 22, 2024

Lasse mich gern von Wundern überraschen (don Paolo Zambaldi)

Don Paolo Zambaldi
Don Paolo Zambaldi
Cappellano nelle parrocchie di Visitazione, Regina Pacis, Tre Santi e Sacra Famiglia (Bolzano).

1 Was erwartet die Kirche in Ihrem Land von der Weltsynode?

– Eine klare Position der italienischen Kirche zur Synode und darüber hinaus bleibt vielen verborgen. Das liegt daran, dass sie es vermeidet, Erklärungen abzugeben gegen die sich ein Einwand erheben ließe. Die Bischofskonferenz ist de facto auf unterwürfigen Gehorsam gepolt, unterwirft sich dem Willen des Papstes und hat Angst nicht den Konsens des Volkes zu verlieren, sondern Prestigepositionen in einem stark rechtsgerichteten gesellschaftspolitischen Kontext einzunehmen. Der frühere Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Gualtiero Bassetti erklärte bei der Vorstellung der Synode, dass heiße Themen nicht diskutiert werden würden, da es sich im Wesentlichen um eine “Synode des Zuhörens” handeln würde. In Wirklichkeit und das sage ich mit Bitterkeit, gibt es in der italienischen Kirche (und ich glaube auch beim Papst, der von ihr immer unverhohlen verteidigt wird) weder einen Reformwillen, noch theologische Fähigkeiten oder intellektuelle Ehrlichkeit, genauso wenig wie den Wunsch nach einer größeren Treue zum Evangelium, um eine Synode zu ermöglichen, die “wirklich dialogisch” frei von Vorurteilen und transparent in ihren Absichten ist.

2 Welche Bedeutung könnte dabei der Synodale Weg in Deutschland spielen?

– Der Weg der deutschen Synode wäre meines Erachtens der einzig wirkliche Wegweiser, der in Frage kommt. Vor allem wegen der unausweichlichen Themen, die untersucht wurden, wegen ihrer europäischen und westlichen Dimension (wo die Krise der Kirche am größten ist) und der Kompetenz, der Intelligenz und des Eifers mit denen sie durchgeführt wurde. Und vor allem für die “echte” Aufmerksamkeit, die den Laien gewidmet wird: eine Aufmerksamkeit, die verstärkt werden muss, wenn uns wirklich die Beseitigung des Klerikalismus am Herzen liegt, der der Glaubwürdigkeit der Botschaft des Evangeliums so viel Schaden zugefügt hat. Aber nach der, an Beleidigung grenzenden Behandlung, die den deutschen Bischöfen in Rom zuteil wurde, nach dem feindseligen Vortrag des Papstes und in Anbetracht der bewusst kultivierten Ignoranz gegenüber den Inhalten und Methoden des deutschen Synodenweges (in Italien spricht keine Zeitung darüber, außer in polemischer Form!), bezweifle ich, ja ich bin mir sicher, dass nicht nur die Argumente keine Rolle spielen werden, sondern vor allem der Geist ignoriert bzw. falsch dargestellt  und gedemütigt werden wird.

3 Was ist Ihre persönliche Hoffnung für die Weltsynode?

– Die Synode zur Synodalität (der Titel weckt bereits den Verdacht der Selbstreferenzialität) wurde als “Moment des Zuhörens” der Bedürfnisse, Stimmen und Erwartungen des Volkes Gottes dargestellt. Aber wie wir wissen reicht das bloße Zuhören, auch wenn es positiv ist, nicht aus und es erfordert vor allem eine Reaktion und möglicherweise die Übernahme von Verantwortung für Veränderungen. Auch radikale Veränderungen, wenn es darum geht, undurchsichtige und anti-evangelische Verhaltensweisen auszumerzen. Die Kirche hat aber in der Vergangenheit und auch heute noch nicht verstanden zuzuhören, oder besser gesagt, denen zuzuhören, die ihre Macht nicht aufs Spiel setzen wollten. In der Tat hat sie kaum auf Propheten (Priester und Laien) gehört, die vor der Notwendigkeit von Veränderungen gewarnt haben, sondern hat sie verfolgt, ausgeschlossen, suspendiert… sie hat nicht auf die Stimmen der Amazonas-Synode gehört, sie hat die anderen europäischen Synoden im Grunde ignoriert. Die Kirche hat immer beschlossen (auch in dieser Synode), vorsorglich diejenigen auszuschließen, die vielleicht bündnisfrei gewesen wären, sie hat immer wieder betont, dass sie selber keine Demokratie ist (als ob das etwas Negatives wäre!). Es gibt keine Grundlage für ein Zuhören. Es wird ein falsches Zuhören sein, wie es populistische und im Grunde totalitäre Regime meisterhaft beherrschen. Am Ende entscheidet der Führer! (Ich frage mich deshalb): Was ist dann der Sinn einer Synode?

10 ottobre 2023, www.kirche-und-leben.de

Paolo Zambaldi, Priester der Diözese Bozen-Brixen.

Er wurde 1985 in Bozen geboren. Er besuchte das Priesterseminar in Brixen und wurde am 26.06.2016 in Brixen geweiht.

Seit 2016 ist er Kaplan in mehrere Pfarreien in Bozen.

Für den Verlag Gabrielli arbeitete er 2020 an dem Sammelband La goccia che fa traboccare il vaso. La preghiera nella grande prova und in 2023 an Del male, di Dio e del nostro amore.

Im Jahr 2022 veröffentlichte er, wieder für Gabrielli, Conversando con Baruch. Spinoza, un filosofo “oltre le religioni”.

Ab dem Wintersemester 2023/2024 wird er sein Promotionsstudium in Pastoraltheologie (bei Prof. Dr. Christian Bauer) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster aufnehmen.

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